Oculus Rift Dev Kit 2 – Erste Schritte und Erfahrungen
Seit ich die Oculus Rift vor circa 3 Jahren bei Kickstarter entdeckt habe lässt mich die Faszination für die moderne VR-Technik nicht mehr aus seinem Bann. Zur Überbrückung der Zeit bis die Oculus Rift marktreif wird habe ich bisher schon erste Erfahrungen mit der Refugio 3D und der Durovis Dive gesammelt. Da ich es nun nicht mehr abwarten konnte bis die Consumer Version der VR-Brille von Oculus auf den Markt kommt, habe ich mir vor ein paar Wochen die Entwicklerversion für 350,00 Dollar bestellt. Vor ca. 1 Woche war es dann endlich soweit und ich bekam meine langersehnte eigene Oculus Rift und konnte damit beginnen in die virtuelle Realität einzutauchen. Ob meine Eindrücke und Erlebnisse positiv oder negativ ausgefallen sind möchte ich euch nun ausführlich berichten.
Zuallererst ging es natürlich an das Auspacken und Aufbauen der Hardware. Eine recht schlichte aber verständliche Anleitung in Papierform half mir dabei die Verkabelung schnell zu erledigen. Nun thront eine Kamera für das Position Tracking auf meinem Bildschirm und die über den DVI-Anschluss verbundene Oculus Rift liegt neben mir auf dem Schreibtisch. Als nächstes musste ich noch die benötigte Software installieren. Da diese nicht mitgeliefert wurde habe ich die Internetadresse, welche in der Anleitung angegeben ist, aufgerufen und mir die aktuelle Oculus Runtime for Windows v0.4.4-beta heruntergeladen und installiert. Nach einer kurzen Recherche wusste ich, dass im nächsten Schritt das Oculus Configuration Utility gestartet und ein Profil für mich eingerichtet werden muss. Damit die spätere Darstellung mir ein bestmögliches VR Erlebnis bescheren kann ist es nötig, dass ich verschiedene Daten wie beispielsweise Größe, Geschlecht und Augenabstand angebe. Vor allem der Augenabstand spielt hierbei wohl eine wichtige Rolle und kann entweder von einem Optiker erfasst oder über ein integriertes Messverfahren, bei welchem man die VR Brille aufsetzt und einen grünen Balken in mehreren Schritten an die Ränder verschieben muss, ausgewertet werden.
Unter der Option Rift Display Mode, zu finden ist diese entweder unter Tools im Configuration Utility oder über den rechten Mausklick auf das Oculus Symbol in der Taskleiste, hat man die Möglichkeit zwischen 2 verschiedenen Display Modi zu wählen:
1. Direct HMD Access from Apps
Ist dieser Modus ausgewählt kann die Oculus Rift von Programmen und Spielen direkt erkannt und angesprochen werden. Leider wird dieser nicht von allen Spielen unterstützt und sorgte bei mir oft zu keinem Ergebnis.
2. Extend Desktop to the HMD
Dieser Modus erkennt die Oculus Rift als 2. Bildschirm und der Desktop wird auf diesen erweitert. Man kann also direkt mit der Maus von einem Bildschirm zum nächsten fahren. Damit ein Spiel darüber gestartet werden kann gibt es verschiedene Methoden:
- Man startet ein Spiel und verschiebt dieses auf den 2. Bildschirm bzw. die Oculus Rift. Dies funktioniert entweder im Fenstermodus über die Maus oder mit der Tastenkombination SHIFT+WINDOWSTASTE+PFEIL RECHTS/LINKS (Funktioniert leider im Vollbildmodus nicht immer).
- Alternativ kann man die Oculus Rift auch als primären Bildschirm einstellen (Bei Windows 8 funktioniert das über einen Rechtsklick auf den Desktop -> Bildschirmauflösung -> Feld 2 auswählen und den Haken bei „Diese Anzeige als Hauptanzeige verwenden“ setzen). Wenn jetzt ein Spiel gestartet wird, so startet dieses direkt auf der Oculus.
- Bei Elite Dangerous, und vermutlich auch bei verschiedenen anderen Spielen, kann man in den Spieleinstellungen unter Grafik festlegen auf welchem Bildschirm das Spiel beim nächsten Start geöffnet werden soll.
- Manche Spiele erkennen die Oculus Rift als erweiterten Bildschirm und starten automatisch und ohne weiteres Zutun.
Soweit so gut und mit welchem Programm oder Spiel kann ich nun loslegen? Unter Oculus VR Share (Beta) kann man nach vorheriger kostenfreier und für jeden zugänglicher Anmeldung eine Ansammlung an verschiedensten VR Programmen, Demos und Spielen durchsehen. Ich entschied mich dafür mit der sehr bekannten Oculus Tuscany Demo, bei welcher man sich eine schöne toskanische Villa ansehen kann, zu beginnen. Gesagt getan war die heruntergeladene Zip-Datei auch schon auf meine Festplatte entpackt und ich startete mit der Datei Tuscany_DirectToRift.exe. Wie ich herausfand funktionieren bereits alle Spiele mit dem Zusatz „DirectToRift“ in der Exe-Datei bereits hervorragend mit dem Direct HMD Modus des Oculus Configuration Utilities. So. Demo gestartet, VR Brille aufgesetzt und WOW!!!! Was ich nun sah war wirklich erstaunlich. Ich befand mich in ein großräumigen, gemütlichen Villa vor einem flackernden Kaminfeuer und konnte mich in alle Richtungen umsehen. Es ist einfach atemberaubend wie diese Technik es schafft einem wirklich das Gefühl vorzugaukeln in dieser Realität zu sein. Dank des Headtrackings kann man sich nach Belieben mit realen Kopfbewegungen umsehen und bekommt in der so dargestellten 3D Atmosphäre ein realistisches Gefühl von Räumlichkeit und Entfernungen.
Da man in der Tuscany Demo nicht viel mehr tun kann als sich umzusehen und zwischen Garten und Villa hin- und herzulaufen, bekam ich nun Lust darauf etwas zu spielen. Also startete ich im nächsten Schritt das Spiel Elite Dangerous, welches ich mir schon vor wenigen Wochen zugelegt hatte, und begann mit dem bereits bekannten Pilotentraining. Als der Ladevorgang beendet war und ich mich in dem Raumschiff wiederfand konnte ich meinen Augen nicht trauen. Was ich nun fühlte während ich an meinem Kampfanzug nach unten sah und anschließend das Cockpit in Augenschein nahm ist kaum zu beschreiben. Der Start verlief relativ problemlos und ich bemerkte gleich, dass das Gespür für die Steuerung deutlich intuitiver funktionierte als ohne VR Unterstützung. Ich kann nur jedem Empfehlen dieses Spiel einmal mit der Oculus Rift auszuprobieren.
Bis jetzt merkte ich nur ein dezentes aber noch sehr gut erträgliche Schwindelgefühl und keinerlei Übelkeit, wie ich schon sehr häufig über die ersten Erlebnisse mit der Oculus Rift gelesen habe. Bis jetzt… Kürzlich wurde mir das Autorennspiel TrackMania 2, welches kostenfrei unter http://maniaplanet.com/de/trackmania/stadium/ heruntergeladen und gespielt werden kann, empfohlen. Da ich entdeckt habe, dass dieses ebenfalls einen VR Support zur Verfügung stellt wollte ich das gleich mal ausprobieren. Über die Optionen findet man schnell den Menüpunkt Stereoskopie und kann hier die Oculus Rift Unterstützung aktivieren. Die Menüführung gestaltet sich im VR Modus zwar etwas umständlicher, dennoch finde ich schnell zum Start meines ersten Rennens. Auch wir war mein erster Eindruck wieder: WOW!!! Wie abgefahren ist das denn? In einem flotten Formel 1 Flitzer rase ich über die Rennstrecke und schanze nur so von Rampe zu Rampe. Das alles mit Rundumsicht. Und da merke ich auch schon ziemlich schnell wie mir langsam beginnt heiss zu werden und sich mir der Magen umdreht. Nach etwa 10 Minuten Spielzeit war mir bereits so übel und unwohl, dass ich den Computer erst mal herunterfahren musste. Jetzt weiss ich wie sich die viel diskutierte Motion Sickness anfühlt. Da es ohnehin schon sehr spät war entschied ich daher ins Bett zu gehen und mich erst mal auszukurieren. Allerdings merkte ich selbst noch am nächsten Tag eine sehr unangenehme Übelkeit, welche sich erst zum frühen Nachmittag wieder legte.
In den nächsten Tagen testete ich noch eine Reihe weiterer Spiele und konnte nur bei wenigen Spielen über Übelkeit klagen. Ich habe herausgefunden, dass es stark auf verschiedene Faktoren abhängt ob einem Übel wird oder nicht:
- Die Grafikeinstellungen müssen auf die VR-Nutzung optimiert werden. Motion Blur bzw. Bewegungsunschärfe muss beispielsweise auf jeden Fall deaktiviert sein. Diese Funktion stellt einen mit der VR Brille sehr unrealistischen Effekt dar, welchen unser Gehirn nicht gut verarbeitet.
- Das Spiel darf nicht ruckeln bzw. sollte mit mind. 75 FPS (Frames per Second) laufen. Zur Not verzichtet man lieber auf volle Grafikdetails und schraubt die Grafikperformance soweit runter bis das Spiel flüssig läuft.
- Das Spiel sollte Position Tracking unterstützen. Dadurch werden die eigenen Bewegungen (seitlich oder hoch und runter) erfasst und direkt in das Spiel übertragen. Ohne diese Funktion ist unser Gehirn irritiert wenn diese Bewegungserfassung plötzlich fehlt.
- Zu schnelle Spiele wie beispielsweise Autorennen oder Achterbahnfahrten sollte man zu Beginn besser erst einmal meiden bis man sich an die virtuelle Realität etwas gewöhnt hat.
Natürlich arbeiten die Entwickler fleißig daran die Übelkeit verursachenden Gründe nach und nach immer weiter zu reduzieren und so wird allein bei der geplanten Endconsumer Version der Oculus Rift die Technik schon deutlich weiter sein.
Ich habe mir übrigens für das Gesichtpolster der VR Brille auch gleich den waschbaren und hygienischen Schutz von VR Cover mitbestellt. Dieser ist zwar nicht ganz billig aber meiner Meinung nach jeden Cent wert. Mitgeliefert werden insgesamt 3 der Schutzhüllen. Diese lassen sich schnell und problemlos aufziehen, sehen hochwertig aus und stören beim Tragen der Brille überhaupt nicht. Kann ich also wärmstens weiterempfehlen.
Soviel schon mal zu meinen ersten Eindrücken mit der Oculus Rift. In späteren Beiträgen werde ich über weitere Erfahrungen berichten und auch das eine oder andere Spiel genauer vorstellen. Nachfolgend findet Ihr noch eine Liste mit Spielen mit VR-Unterstützung welche ich bereits gespielt habe und für den Einstieg weiterempfehlen kann:
- Elite Dangerous
Online Weltraumspiel bei welchem man die Weiten des Weltalls erkunden kann und selbst entscheiden kann ob man Händler, Pirat, Raumpolizist oder ähnliches werden möchte. - SightLine: The Chair
Sehr empfehlenswerte Demonstration der Möglichkeiten mit der Oculus Rift. Auf einem Stuhl sitzend bereist man mehrere Szenarien und Realitäten. - Affected Demo
Gruselschocker vom Feinsten. Dieses Spiel sollte man nur Spielen wenn man Nerven aus Drahtseilen hat 😉 - VR Space Tunnel
Simples aber unterhaltsames Weltraumspiel in dem es darum geht bei steigender Geschwindigkeit durch ein Art Höhle zu fliegen und Hindernissen auszuweichen. - Mining Mike
In einer Mine fährt man auf parallel angelegten Schienen in einer Gondel und muss Hindernissen ausweichen. - Titans of Space
Hier entdeckt man unser Sonnensystem und kann sich unsere Planeten und Monde aus nächster Nähe ansehen. - The Mental Torment
Ebenfalls ein Gruselspiel. Hier geht es darum aus einem Labyrinth zu entkommen - In Mind VR
In einem verkleinerten U-Boot wird man mittels einer Spritze über das Auge eines Patienten in dessen Nervensystem gespritzt. Das Boot fährt mit Autopilot und wir müssen lediglich krankes Gewebe mittels anstarren beseitigen.
Ich hab selbst eine und entwickle mittlerweile dafür mit der Unreal Engine 4. Das schlechte Gefühl im Magen ist tatsächlich irgendwas ganz weg. Aber das dauert ein bisschen.